Peru: Magischer Machu Picchu

Machu Picchu | Peru 2016

Über zwei Jahre habe ich gebraucht, bis ich dir von dem – für mich – schönsten Ort der Welt erzähle: von Machu Picchu. Der von den Inkas im 15. Jahrhundert hoch in den peruanischen Anden erbauten Stadt.

Machu Picchu| Peru 1997

Dass diese Stätte einen tiefgreifenden Eindruck auf mich gemacht hat, das hätte ich dir schon vor 21 Jahren erzählen können. Denn so lange ist es her, dass ich zum ersten Mal dort war. Schon damals wusste ich, dass ich eines Tages zurück kehren würde. Als ich den breit gepflasterten Weg sah, der vom Sonnentor in die Stadt führte war mir klar, dass es beim nächsten Mal der Inka Trail sein würde, über den ich die Inka Ruinen erreichen würde.

Inka Trail zum Sonnentor | Peru 1997

Das war es also nicht, was mich daran hinderte, dir früher davon zu berichten. Auch nicht, dass mich der erneute Besuch genau so beeindruckte, wie beim ersten Mal. Ich brauchte nur über zwei Jahr und zwei weitere Reisen nach Südamerika, bis ich spürte, was genau diese Reise mit mir gemacht und was sie in mir bewegt hatte.

Inka Trail mit Blick auf das Sonnentor | Peru 2016

1997 übernachtete ich mit meinem damaligen britischen Freund Andrew in Aguas Calientes. Von dort aus startete der Zug am frühen Morgen und ruckelte und zuckelte entlang des Tals des Río Urubamba. Das Glasscheiben Dach ließ uns die umgebende Natur schon spüren. An der Endhaltestelle schaukelten uns Minibusse die Serpentinen hinauf bis zum Eingang des Machu Picchu.

Aguas Calientes | Peru 1997

Ich bin mir nicht sicher, ob es damals nur einen Zug gab, oder ob mein Drang des Abkommens so groß war. Ich weiß nur, dass ich meinen armen Freund ungehalten anfuhr sich zu beeilen, damit wir unseren Zug nicht verpassten. Beeilen war leicht gesagt. Denn er kämpfte an diesem Morgen mit der Rache des Montezuma. Es war noch nicht klar, wer gewinnen würde – doch die Geräusche, die noch vor Sonnenaufgang aus der kleinen Toilette drangen, klangen nicht sehr hoffnungsfroh. Irgendwie haben wir – vielmehr er – es trotzdem geschafft, sich von der Kloschüssel los zu reißen, um meinen Sehnsuchtsort zu erreichen. Schon damals war es für mich das Highlight unserer fünfwöchigen Reise durch Südamerika und ich wollte es auf keinen Fall verpassen.

Aguas Calientes| Peru 2016

Ich könnte nun von allerlei lobenswerten Gründen fabulieren, warum ich mich ausgerechnet Weihnachten 2016 noch einmal auf den Weg zu Machu Picchu machte. Ich könnte erzählen, dass ich es mir vor 21 Jahren vorgenommen hatte und es jetzt endlich umsetzen wollte. Das würde auch zum Teil stimmen. Aber eben nur zu einem Teil. Fakt ist – der ausschlaggebende Grund für meine Reise nach Peru war Verzweiflung. Pure Verzweiflung. Weihnachten stand zum zweiten Mal vor der Türe und sollte schon wieder ohne meinen Mann stattfinden. Silvester bedrückte mich mit der jährlich wiederkehrenden Erwartungshaltung. Und zu allem Überfluss fuhr mein Freund mit seiner Frau sechs Wochen nach Hause nach Kolumbien. Wo ich ihn weder hören noch sehen würde. Das gab mir noch den letzten Rest. Diese Konstellation würde ich tatsächlich nicht überleben. Daher musste ich weg! Weit weg!

Machu Picchu | Peru 2016

Und da kam mein lange vorgenommener Machu Picchu gerade recht. Die Verkettung emotional schwer auszuhaltender Zustände hat mir so einen großen Tritt in den Hintern gegeben, dass ich meinen Rucksack packte und mich alleine auf die Reise traute. Hilft ja nix. Wenn es den besten Reisepartner auf der Welt nicht mehr gibt, kann man entweder zu Hause bleiben oder muss sich alleine auf den Weg machen.

mystischer Machu Picchu | Peru 2016

Ich habe mich fürs Reisen entschieden. Weil es mir immer Kraft gegeben hat. Weil es gut tut, manchmal einfach weg zu laufen, um im Gehen dann doch wieder bei sich zu landen. Weil ich es alleine zu Hause nicht ausgehalten hätte.

auf dem Inka Trail | Peru 2016

Mein Reisebüro bat ich, mir eine Wandertour zu Machu Picchu zu suchen. International sollte sie sein und am liebsten über Weihnachten. Damit ich Weihnachten nicht spüren müsste. Zu meinem Glück gab es eine Tour, die am 23. Dezember startete und am 26. zurück kam. Eine zauberhafte Familie aus USA hatte es sich seit Jahren zum Brauch gemacht, über Weihnachten zu verreisen. Mit diesen vier Personen sowie einem netten Schweiz-österreichischem Pärchen machte ich mich also auf den Weg.

Reisegruppe | Peru 2016

Vier Tage lang wanderten wir durch die Anden. Bis auf 4.100 Meter hoch mit beeindruckenden Gipfelblicken. Kalte Nächte im Zelt bei Null Grad mit wärmenden Schlafsäcken. Köstliches Essen, das der Koch auf einfachsten Vorrichtungen zauberte. Nette Gespräche in angenehmer Runde. Und Gott sei Dank niemand, der mich fragte, warum ich alleine unterwegs bin. Das hätte mir meine Fassung geraubt.

Inka Trail kurz vor dem Ziel | Peru 2016

Zu meiner Überraschung fühlte ich mich wohl in der Gruppe. Ich genoss den Austausch, durfte aber wandernd auch immer wieder auf Abstand gehen. Ich lernte, dass der Inka Trail ein spiritueller Weg war, den nur wenige hochgestellte Mitglieder der Völkergruppe unternehmen durften. Eine Art wandernder Meditation, bis man bei Machu Picchu angekommen war.

Inka Trail | Peru 2016

Das Gehen tat mir gut, obwohl mein Kopf gar nicht zur Ruhe kam. Während ich schnaufte und mir die Höhenmeter langsam erklomm, kaute mein Geist Job-Szenarien wieder. Als er selbst auf 4.100 Metern keine Ruhe gab, wurde mir klar, dass ich zu viel arbeitete und einem meiner Kunden kündigen musste, sobald ich nach Hause kam. Auch in meiner aktuellen Beziehungssituation verfing ich mich immer wieder. Das Gedankenkarussell drehte und drehte sich, ohne, dass ich hätte aussteigen können.

höchster Pass des Inka Trails | Peru 2016

Meinen Frieden fand ich erst in dem Moment, in dem ich Machu Picchu erblickte. Vom Sonnentor aus! Nach dem letzten steilen Anstieg über die Inka-Treppen. Wolken und verstecken immer wieder Teile dieses magischen Ortes. Der Nebel stieg vom Tal herauf und ließ die Ruinen nur noch mystischer erscheinen.

erster Blick vom Sonnentor auf Machu Picchu | Peru 2016

Nun gingen wir den Teil des Inka Trails herab, der zwei Jahrzehnte zuvor meinen Wunsch entfacht hatte, wieder zurück zu kehren. Was für ein Gefühl! Mit großer Ehrfurcht und Dankbarkeit betrat ich Machu Picchu. In unserer Gruppe durchschritten wir das riesige Areal, das von den bis oben grün bewachsenen Angelgipfeln bewacht wird. Wir erfuhren vom Tempel of the Moon und dem kosmischen Wissen von Astronomie und Sterndeutung der verschwundenen Kultur. Wir bestaunten die Sonnenuhr, die in der Inka-Stadt das Zentrum religiöser Zeremonien bildete. Mit ihr berechneten die Priester die Sonnenwende und konnten so den Beginn der Regen- und Trockenzeit bestimmen, was besonders wichtig für die Aussaat war. Wir sahen die Kunstfertigkeit die Inkas die Steine bearbeiten und zusammen zu setzen, um ohne Mörtel Mauern zu bauen. Wir erfuhren von dem Bereich, den nur die Priesterinnen bewohnten. Wir staunten über den großen Platz, auf dem Versammlungen stattfanden. Über das imposantes Bewässerungssystem, das de ganze Stadt versorgte und den Anbau von Mais und Kartoffeln selbst in dieser großen Höhe ermöglichte. Nach unserer Tour fuhren meine Mitreisenden hinunter zum Örtchen Aguas Calientes.

Machu Picchu | Peru 1997

Ich wollte so viel wie möglich Zeit in Machu Picchu verbringen und blieb noch dort. Ich ging unsere Rute noch einmal ab. Blickte mit den Augen der Kamera auf die Bauten und die Umgebung. Ich schritt langsam durch das Areal, als ob ich damit so tief wie möglich mit diesem Ort verbunden sein könnte. Ich setze mich an eine Stelle in dem Bereich der Anlage, die die Priesterinnen bewohnt hatten. Von dort konnte ich die mächtigen aber dennoch freundlichen Berge genießen sowie meinen Blick über die Inka-Stadt streifen lassen. Ich genoss die mystisch-beruhigende Ausstrahlung dieses Ortes, der für mich immer noch der schönste Ort der Erde bleibt.

Terassen von Machu Picchu | Peru 2016

Zwei Jahre danach sowie zwei tolle darauf folgende Reisen nach Kolumbien später weiß ich: Peru hat mir gezeigt, dass ich auch wieder alleine reisen und es genießen kann. Ohne Machu Picchu hätte ich mich vielleicht nicht alleine auf den Weg gemacht. Dann hätte ich nicht erfahren, dass das Reisen in Südamerika, das ich vor 21 Jahren noch als sehr unsicher empfunden habe, heute viel einfacher ist. Ich hätte die Herzenswärme der Menschen nicht spüren können und so viele tolle Orte nicht gesehen.

Machu Picchu | Peru 2016

Begeistert war ich damals schon. Wer weiß, vielleicht kehre ich sogar noch einmal wieder – zum Machu Picchu. Denn satt gesehen habe ich mich an diesem wunderschönen Ort noch lange nicht!

Machu Picchu | Peru 1997

Übrigens: Wenn du wissen willst, was eine lange Wanderung, bei der man sich komplett aus dem eigenen Alltag raus nimmt, mit einer schamanischen Visionssuche gemeinsam hat, dann lies gerne hier nach: verakubeile.com

Infos:

Inka Trail
In Deutschland gebucht über Maiers Weltreisen. Tour Anbieter vor Ort war Wayki Trek Tour Operator. Die Agentur ist sehr zu empfehlen. Denn zum einen halten sie sich zumindest an die Höchstbelastungsgrenze, die ein Mitarbeiter an Gewicht über die Berge tragen darf. Zum anderen waren Zelte und Schlafsäcke hervorragend und der Tour-Guide Franklin sehr engagiert und wissend.

Wayki Trek Tour Operator: http://waykitrek.net/
Tour Guide Franklin Cajigas Cahuana: Email: francito.tc@hotmailo.com; mobil: +51- 984 44 64 23

erste Nacht in den Bergen | Peru 2016

Cusco
Ein paar Tage im auf 3.500 Metern hoch gelegenen Cusco zu verbringen bietet sich auf jeden Fall an, um sich auf die Höhe vorzubereiten. Darüber hinaus ist das Städtchen sehenswert und zusätzlich von tollen Inka-Stätten umgeben, die man von hier leicht erkunden kann.
Übernachtet habe ich im Arcángel (= Erzengel) Hotel. Hier konnte ich den Großteil meines Gepäcks lassen, den ich auf dem Inka-Trail nicht brauchte. Es scheint jedoch so, dass das Hotel nicht mehr existiert, da die Internetseite www.arcangelhotel.com nicht mehr funktioniert. Schade.

Cusco | Peru 2016

Machu Picchu
Machu Picchu ist eine von den Inka gegründete Stadt hoch in den peruanischen Anden über dem Tal des Río Urubamba. Erbaut wurde die Stadt einer Theorie zufolge um 1450 auf Befehl des Inka-Herrschers Pachacútec Yupanqui, der von 1438 bis 1471 regierte. er Schuf die Grundlagen für die Ausdehnung des mächtigen Inkareiches.
Die Stadt, deren ursprünglicher Name nicht bekannt ist, wurde auf 2.430 Metern Höhe erbaut und wurde später verlassen. Die Forschung geht heute davon aus, dass die Stadt in ihrer Hochblüte bis zu 1.000 Menschen beherbergen und versorgen konnte. Die Inka-Stadt umfasste 216 steinerne Bauten, die auf Terrassen errichtet, und mit einem umfangreichen System von Treppen verbunden wurden. Insgesamt rund 300 Stufen zählt die Stadt – die auch heute noch allesamt erhalten sind. Einige der Bauten wurden in den letzten Jahren nach und nach originalgetreu restauriert und rekonstruiert.

Machu Picchu | Peru 2016

Die Anlage ist für ihre raffinierten Trockenmauern berühmt, zu denen riesige Steinblöcke ohne Mörtel aufgeschichtet wurden. Charakteristisch für die faszinierenden Gebäude ist ihre beziehungsreiche astronomische Ausrichtung und der sich von ihnen aus bietende Panoramablick. Ihre genaue Nutzung bleibt ein Geheimnis.

Machu Picchu | Peru 2016

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